Ist es nicht eine sehr einseitige Sichtweise, wenn sich beim Thema Radverkehr fast alles immer nur um die vermeintlichen Fehler der Zweiradfahrer dreht!? Zu Zeiten des Kinis war das auch nicht anders. Es sollten Gesetze geschaffen werden, die das Radfahren beschränken, aber keineswegs fördern sollten. Vielmehr war man der Meinung, dass die neue Fortbewegungsart eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle und der geistigen Gesundheit der Fahrer nicht zuträglich sei.
Diejenigen, die tagtäglich auf dem Fahrrad unterwegs sind, können sicherlich ein Lied davon singen: Die größte Gefahr im Straßenverkehr geht weiterhin von den Stärksten, also von Autos und Lastwagen aus. Dieses Sicherheitsrisiko gilt es einzudämmen! Auch wir wehren uns gegen die Zwangsjacken im Straßenverkehr und fordern höhere Investitionen für die Sicherheit der Radfahrer. Unterstützt uns dabei und fordert auch ihr ein Rad-Gesetz für Bayern!
„12. Dezember 1880 - Die Zwangsjacke ist kein geeignetes Fahrradcostume!
Es ist schon ein gar bizarres Ding mit der Welt, dass meine Compagnons und ich uns für das Velofahren befleißigen, wohingegen verschiedene politische Gremien von Staats wegen gegen unsere hehren Ambitionen katzbalgen. Es mutet an, als ob Kuckuck und Esel Hochzeit abhalten wollten oder als hätte mein lamentabler Bruder Otto das Heft der Regentschaft an sich gerissen. Getreu dem Principe „Nach der Kraft giebt es nicht so Hohes, als ihre Beherrschung!“ feilen sie an einer Welt ohne Velociped und tun unsere Exercises als ridicule Marotten ab. Sie desavouieren, dass sich im Radfahrerthum ein gewisser sozialistischer, quasiment revolutionärer Esprit erkennbar mache, indem ein grosser Theil der Velocipeden zu einer gewaltsamen, physischen Vorherrschaft im öffentlichen Verkehr hinzielte. Entgegen seinem natürlichen und gesetzlich gegebenen Reglement! Unser Streben nach mehr Bewegungsfreiheit endet einmal mehr in der Zwangsjacke!
Und genau in selbige wollen uns impertinente Mediciner wie Mendelsohn stecken, indem sie die Folgen des Pedaltretens für Körper und Geist als höchst dangereux brandmarken. Demnach versetze das Velocipedieren in einen bizarren psychischen Zustand, produiert von der schnellen Vorwärtsbewegung und dem monotonen regelmäßigen Treten. Sie affirmieren, dass es eine Art Blocage specieller Hirnteile, eine Form von Anästhesie, bewirke, die entfernt mit dem Effet von Haschisch comparabel sei. Man fragt sich, welcher Mixture der Verfasser dieses Papieres zugesprochen hat! Viel fehlt nicht und sie stellen uns als Curiosité zusammen mit den Lappländer Polarmenschen während der Völkerschau auf dem Oktoberfest aus - und zwar mit ihren Renthieren und Eishunden!
So wonnevoll könnte ich jetzt meine erste Nacht in der Neuen Burg Hohenschwangau celebrieren, doch liege ich wach mit Imaginationen der degoutantesten Art. Mon dieu, schaffe Platz in dieser engen Brust!"